Achtsam leben |
Mindful Inquiry
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Eine japanische Legende
berichtet von einem stolzen Samurai, der einst einen Mönch aufforderte,
ihm Himmel und Hölle zu erklären. Der angesprochene Mönch erwiderte: „Du bist nichts als ein Flegel. Mit Leuten wie dir vergeude ich nicht meine Zeit.“ Erbost zog der gekränkte Samurai sein Schwert, um den frechen Mönch zu enthaupten. „Das“, sagte der Mönch ruhig, „ist die Hölle“. Verblüfft ob der tiefen Erkenntnis über die Wut, die ihn soeben übermannt hatte, steckte der Samurai sein Schwert in die Scheide und dankte dem Mönch mit einer Verbeugung für die Einsicht. „Und das“, sagt der Mönch daraufhin, „ist der Himmel“. In dieser
Episode wird der Kern dessen deutlich,
was wir unter „Achtsamkeit“ verstehen. Es geht
dabei um das Gewahrwerden des eigenen Da-Seins im
gegenwärtigen Moment. Dazu zählen die Sinne, der
Körper, die Gefühle und Gedanken, aber auch das
Eingebundensein in unsere soziale und ökologische Lebenswelt.
Erreicht werden kann dieses Gewahrsein, indem wir unsere Aufmerksamkeit
auf uns selbst richten. Unser gegenwärtiges Da-Sein wird
so zum Gegenstand unserer Wahrnehmung. In der Geschichte spürt
der beleidigte Samurai seine momentane Wut und die damit
verbundene Körperspannung. Und er nimmt bewusst seine
Gefühle, Gedanken und seine aggressive Reaktion wahr. Er,
der bislang nicht anders konnte, als seine verletzte Ehre mit einem
erbarmungslosen Gegenangriff zu verteidigen, wird sich seiner
Abhängigkeit von diesem gewohnten und oft destruktiven
Reaktionsmuster bewusst und kann nun freier entscheiden, wie er agieren
möchte. Die Haltung des Meisters ermöglicht diese Befreiung, indem dieser nicht auf die Bedrohung reagiert. Der Meister zieht sich weder zurück, noch verteidigt er sich, sondern er bezeugt und gestaltet diese für ihn potenziell tödliche Situation mit aufmerksam gelassener Gegenwärtigkeit, liebevoller Zuwendung und Humor. Eine einfache
Achtsamkeitsübung in drei Schritten für Ihren Alltag ist z.B.
der Atemraum: Spüren Sie, wie Sie in diesem Moment hier sitzen.
Nehmen Sie Ihren Körper auf dem Sitz wahr, die
Kleidung auf der Haut und die Geräusche, die Sie
2. Spüren Sie, wie der nächste Einatemzug Ihren Körper weitet
und wie er mit Ausatem jetzt ein wenig los
lässt, Atemzug für Atemzug vielleicht fünf oder auch
zehn 3. Nehmen Sie Ihren atmenden Körper in Ihrer Umgebung wahr. Öffnen Sie die Augen, spüren Sie sich in Ihrer Welt und fahren Sie dann verbunden mit Ihrem Innern und mit der Welt außen in Ihrem Tun fort. |
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